Information Gain: Das meinen „Texte mit Mehrwert“ tatsächlich

Autor:Patrick Stolp Letzte Aktualisierung:06.03.2024 Kategorie:Suchmaschinenoptimierung Lesedauer:6 Minuten

Um mit einem veröffentlichten Text gute SEO-Ergebnisse zu erzielen, also hohe Rankingpositionen einzunehmen, braucht es die vielzitierten „Texte mit Mehrwert“. Diese werden häufig zitiert, in vielen Texter-Briefings, aber was bedeutet dieser „Mehrwert“ genau? Die Antwort steckt bereits im Wort: einen Text zu schreiben, der „mehr Wert“ hat als ein anderer. Mit einem Fachbegriff lässt sich dies als „Informationsgewinn“ oder „Information Gain“ betiteln. In der Praxis ist dies aber oft schwerer als gedacht, denn Texte zu verfassen, die Lesern einen Informationsgewinn einbringen, lässt sich nicht durch das Kopieren oder bloße Umschreiben bereits veröffentlichter guter Texte erreichen.

Was bedeuten Information Gain/Informationsgewinn/Texte mit Mehrwert?

Texte mit Mehrwert bzw. mit Informationsgewinn für den Leser sind keine abstrakte Erfindung irgendwelcher Content-Agenturen. Tatsächlich ist Information Gain ein – mögliches – von vielen Rankingfaktoren, die sehr konkret und detailliert in einem Google-Patent US11354342B2 beschrieben werden.

Google spricht im Patent von einem Information Gain Score, welches es Dokumenten aus seinem Index zuweisen kann. Dokumente mit einem höheren Information Gain Score könnten in einigen Fällen gegenüber Dokumenten mit niedrigerem Information Gain Score einen Rankingvorteil für spezifische Suchanfragen erhalten.

Im Wortlaut heißt es im Google-Patent:

„An information gain score for a given document is indicative of additional information that is included in the document beyond information contained in documents that were previously viewed by the user.“

(Deutsch: Ein Informationsgewinn für ein bestimmtes Dokument ist ein Indikator für zusätzliche Informationen, die in dem Dokument enthalten sind und die über die Informationen hinausgehen, die in den Dokumenten enthalten sind, die der Benutzer zuvor angesehen hat.)

Was will Google mit dem Information Gain Score erreichen? 

Interessant! Weiter gedacht bedeutet Informationsgewinn speziell für das Schreiben von „SEO-Texten mit Mehrwert“, dass es eben nicht ausreicht, generische Wortungetümer von 5.000 Wörtern mit LLMs schreiben zu lassen oder einen Texter zu beauftragen, sich die ersten fünf organischen Rankings zu einem Suchbegriff anzuschauen und deren Inhalt in einem Text zusammenzufassen.

Aus meiner persönlichen Sicht findet sich dieses Google-Patent, welches bereits 2018 eingereicht und 2020 publiziert wurde, in den Regeln des gar nicht so alten „Hilfreiche-Inhalte-Systems“ von Google wieder. Dort nämlich heißt es:

  • "Bieten die Inhalte neuartige Informationen, Darstellungen in Berichtsform, Forschungsergebnisse oder Analysen?
  • Umfassen die Website-Inhalte aussagekräftige Analysen oder interessante Informationen, die über die offensichtlichen Fakten hinausgehen?
  • Falls es um eine bestimmte Seite geht: Wird im betreffenden Inhalt auf externe Quellen verwiesen? Sind wesentliche neue Informationen enthalten und wurden nicht nur externe Inhalte kopiert oder umgeschrieben?"

Warum aber sorgt sich Google darum, dass seine Nutzer nach einer Google-Suche womöglich auf viele identische oder zumindest ähnlich (gute) Suchergebnisse stoßen könnten?  

Sollten Google-Nutzer auf lange Sicht der Meinung sein, dass es sich nach dem Lesen eines Suchergebnisses nicht mehr lohnt, weitere Suchergebnisse aufzurufen, wird dies die Interaktionen mit der Suchmaschine Google insgesamt reduzieren. Google-Nutzer dürften insgesamt unzufriedener mit der Qualität der Suchergebnisse sein; im schlimmsten Fall könnten Nutzer ihre Such-Session mit anderen Suchmaschinen fortsetzen, um vielleicht nicht bessere, sondern einfach andere, neuere Inhalte und Antworten zu einer Suchanfrage zu entdecken. Der Information Gain Score könnte somit deutlich wichtiger sein, als bisher angenommen wurde.

Gut zu wissen:

Spätestens mit dem disruptiven Auftreten von Open AIs ChatGPT sieht sich Google vor der Herausforderung, eine horrende Masse an neuen Inhalten bewältigen zu müssen (Crawling & Indexierung). Für Google bedeutet dies vor allem mehr Kosten, allerdings weniger eine Verbesserung der inhaltlichen Qualität oder Einzigartigkeit neu eingereichter Inhalte.

Viele sogenannte „KI-Texte“ liefern äußerst generische Informationen, liefern keine neuen Informationen und entsprechen somit nicht den Regeln des genannten Hilfreiche-Inhalte-Systems. Trotzdem verbietet Google den Einsatz von KI bzw. LLMs zur Contentproduktion nicht per se, wie im Leitfaden der Google Suche zu KI-generierten Inhalten nachzulesen ist.

Wie KI google-konform bei der Texterstellung eingesetzt werden kann, können Sie beispielhaft in unserem Artikel „Professionelle Webdesign Agentur finden“ sehen.

Ausschnitt eines exemplarischen Mustertextes mit google-konformen KI-Einsatz

Ausschnitt eines exemplarischen Mustertextes mit google-konformen KI-Einsatz

Wie lassen sich gute Texte mit „Informationsmehrwert“ verfassen?

Ich könnte es mir einfach machen und schreiben: Um Texte mit Informationsgewinn zu schreiben, müssen nur die Regeln des Hilfreiche-Inhalte-Systems befolgt werden, die auf der bereits verlinkten Google-Dokumentationsseite genannt werden und die mein Kollege Jan-Philipp Kalus bereits im einem IHK-Webinar vorgestellt hatte:

https://www.youtube.com/watch?v=oRqfKOdshBc

Allerdings bleiben die Tipps und Regeln eher theoretischer Natur. Deswegen werde ich nachfolgend einige sehr konkrete und praxisnahe Tipps geben.

1. Spezifische Fragen aus der eigenen Zielgruppe beantworten

Wenn es also nicht nur darum geht, generische Informationen zu liefern, braucht es folglich spezifische Informationen – und zwar auf möglichst konkrete spezifische Fragen. Um dies umzusetzen, gibt es zwei unterschiedliche Wege:

Man sucht nach tatsächlichen Fragen, die aus der Zielgruppe kommen. Es gibt zig Möglichkeiten, diese Fragen zu generieren, beispielsweise durch Marktstudien, Kundenbefragungen oder eine einfache Suche in Foren oder anderen Community-Plattformen. Natürlich gibt es auch tool-basierte Optionen. Ich nutze dazu gerne alsoasked.com. Hier lassen sich auf Basis von Live-Daten von „People Also Ask“ bzw. „Weitere Fragen“ aus den Google-SERPs Fragen generieren, die mit einer spezifischen Google-Suchanfrage verknüpft sind.

Eine andere Möglichkeit ist, sich eine eher generische Fragestellung zu nehmen und diese sehr individuell und spezifisch zu beantworten. Nehmen wir wieder ein Beispiel aus unserer Wissens-Rubrik. In einem Artikel haben wir uns mit dem Thema „Webdesign-Preis“ beschäftigt. Dieses Thema impliziert die Frage: „Was kostet eine Website“ bzw. „Was kostet Webdesign“.  
Schauen Sie sich unseren Artikel dazu an, werden Sie feststellen, dass wir die Fragen nach Webdesign-Preisen nicht allgemein, sondern in Bezug auf unsere individuelle Agentur-Leistung beantwortet haben. Dazu haben wir unter anderem unseren internen Webdesign-Prozess erläutert und auf dieser Basis eine Kostenkalkulation für unterschiedliche Website-Größen vorgenommen. Mehr einzigartiger Inhalt geht nicht. Das Ergebnis: Wir ranken mit nur diesem Artikel zu knapp 500 unterschiedlichen Suchanfragen.

2. Antworten aus unterschiedlichen Nutzerperspektiven geben

Eine andere Möglichkeit, einzigartige, hilfreiche Inhalte mit Mehrwert und Informationsgewinn für den Leser zu erstellen, ist die Beantwortung von Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven.

Nehmen wir erneut eine Beispielfrage aus dem Themenbereich Webdesign: Wie lerne ich am schnellsten Webdesign? Diese Frage könnte sehr allgemein beantwortet werden, indem Studiengänge, Kurse oder allgemeine Themenschwerpunkte benannt werden, meinetwegen angereichert mit unterschiedlichen Lernmethoden. So oder so bliebe ein solcher Artikel aber sehr generisch und für die meisten Webdesign-Anfänger nicht wirklich hilfreich.

Anders würde dies aussehen, wäre ein Artikel zu dieser Frage beispielsweise durch folgende Spezifizierungen strukturiert bzw. wäre jede Spezifikation sogar ein eigenständiger Artikel:

  • Webdesign lernen als Schüler neben dem Unterricht
  • Webdesign lernen als Quereinsteiger ohne Studium und Programmierkenntnisse
  • Contao-Webdesign lernen mit Erfahrung in WordPress
  • Etc.

Durch die Spezifizierung eines Themas und den dadurch entstehenden inhaltlichen Rahmen werden zwar viele Zielgruppen ausgeschlossen, aber der Informationsgewinn für eine spezifische Zielgruppe ist umso höher. Siehe dazu auch einen LinkedIn-Beitrag von Muhammad Ahman Khan:

Fazit: Hilfreiche Inhalte sind nicht besser, sondern anders und einzigartig

„Skyscraper“-Content-Strategien, also das inhaltliche Zusammenfassen möglichst aller Informationen aus unterschiedlichen Suchergebnisseiten zu einer Suchanfrage, dürften es im Content-Marketing der Gegenwart und Zukunft immer schwerer haben. Denn wie zitiert steht beim Information Gain Score unter anderem die Frage im Fokus, welche Informationen ein Google-Nutzer womöglich schon besitzt, nachdem er sich bereits vergleichbare Dokumente zu einer Suchanfrage angesehen hat.

Aus dem Google-Patent und dem relativ jungen Hilfreiche-Inhalte-System nehme ich für meine tägliche SEO-Arbeit somit mit, dass Textqualität oder Textmehrwert sich nicht durch Wortanzahl bzw. Umfang eines Artikels messen lässt und Qualität allgemein kaum noch objektiv vergleichbar ist, sondern sich allein durch inhaltliche Einzigartigkeit und individuelle Expertise auszeichnet.

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